Dies & Das
Zum Gedenken an die Waltroper jüdischen Mitbürger*innen
Eva und Eugen Holtkamp
1932 lebte in Waltrop nur eine winzige Minderheit von jüdischen Familien, nur noch 5 Haushalte mit 18 Personen. 1939 ist im Einwohnerbuch kein Jude mehr verzeichnet. Über das Schicksal von 4 jüdischen Familien soll hier berichtet werden:
Louis und Ida Spanier, ein Ehepaar mit einem Sohn und Schwägerin Bertha Rosenthal hatten ein Textilwaren-Geschäft Ecke Hochstraße/Schützenstraße. Sie waren 1938 die letzten Juden in Waltrop. In der Pogrom-Nacht /10. November 1938 wurden sie überfallen, misshandelt und in „Schutzhaft“ genommen, mit der Auflage entlassen, Waltrop zu verlassen. Das Haus musste verkauft werden. Louis zog nach Dortmund und ist kurze Zeit später verstorben. Sein Sohn Eduard konnte 1941 nach New York entkommen. Bertha Rosenthal kam bei ihrer Schwester in Hannover unter. Sie wurden beide später nach Auschwitz deportiert und kamen dort ums Leben.
- Josef Rosenthal und danach sein Sohn Wilhelm waren Besitzer des erstklassigen Textil-Kaufhauses an der Kreuzung Dortmunder Str./Am Moselbach (später Sebbel). Die Familie mit Frau Mita und Sohn Wilhelm war hochangesehen und sehr sozial eingestellt. Willi war Kriegsheld des 1. Weltkriegs, aktiver Sportler, Sponsor und 2. Vorsitzender des VfB. 1935 /1938 erfolgte die Geschäftsübergabe zum Schleuderpreis an Sebbel und die Ausreise der Familie nach Holland, für die sie 46000 RM Reichsfluchtsteuer bezahlen mussten. Willi starb nach 1945 an den Entbehrungen des Versteckens, ähnlich wie Anne Franks Schicksal.
- Kaufhaus Stern und Baum, Jakob (+1938) und Martha Baum mit 3 Söhnen Werner, Helmut, Günter -Rösterstraße2 (später Bonhoff), 1936 zwangsversteigert. Den Söhnen gelang es 1939, nach Dänemark/Schweden Israel zu entkommen. Die Mutter verzog 1938 nach Dortmund zu ihrer Schwester und ist 1942 mit einem Sammeltransport nach Polen in ein Vernichtungslager gebracht worden. Foto
- Der polnischer Dentist Leo Rosenblum und seine Frau, Dortmunder Straße 54, fielen einer verleumderischen Hetzkampagne zum Opfer. 1933 ist Rosenblum nach Dortmund verzogen und dort 1939 verhaftet und 1942 in Bernburg vergast worden. Seine Ehefrau Bertha kam 1943 im KZ Auschwitz um. Sein Haus wurde 1940 von der Gestapo beschlagnahmt und unter Wert an die Schwester des Dentisten Paul Neck verkauft.
Quellen: Reinhard Jäkel, Heinz Rippert, Karl-Heinz Schomberg, Eva Holtkamp und zahlreiche Zeitungsartikel und Texte sowie Heimatbücher Waltrop (Norbert Frey), Gedenkbuch für die Toten des Pogroms 1938 (Waltrop: Louis Spanier), 2019
https://youtu.be/2ppCemlvRzk Gedenken an die Pogromnacht in Lünen
Ich habe die jüdischen Gräber auf dem neuen Kommunalfriedhof besucht und der Menschen gedacht, die von geachteten Waltroper Bürgern zu Verfemten wurden.