Dies & Das
Stolpersteine jetzt auch in Waltrop
Eugen Holtkamp
In vielen Nachbarstädten sind schon die „Stolpersteine“ verlegt worden. Der Künstler Gunter Demnig, Erfinder der „Stolpersteine“, begann 1992 damit, an das Schicksal der Menschen zu erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben oder ermordet wurden. Die nur ca. 10cmx10cm großen Steine (Gedenktafeln) wurden meist vor den Häusern, in denen diese Menschen früher gelebt haben, in den Gehweg eingelassen. Mittlerweile hat Gunter Demnig weit über 75000 von ihnen in Deutschland und vielen europäischen Ländern verlegt.
In Waltrop hatte vor 2 Jahren der Rat der Stadt beschlossen, angemessene und sinnvolle Gedenkformen für die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu finden. In dem daraufhin gegründeten „Arbeitskreis Jüdisches Gedenken“ wurden Vorschläge gemacht, die die Zustimmung der Ratsvertretung fanden, u.a. die Verlegung von Stolpersteinen für 4 Familien mit 16 Einzelpersonen, die in den 1930er Jahren im Stadtzentrum als geachtete Bürger gewohnt hatten:
Rösterstr.2 Kaufhaus Stern und Baum
Jakob Baum, Marta Baum, Helmut Baum, Werner Baum, Günter Baum.
Dortmunder Str. 54 Zahnpraxis Leo Rosenblum
Leo Rosenblum und Bertha Rosenblum
Dortmunder Str.38 Kaufhaus Rosenthal
Josef Rosenthal und Bertha Rosenthal,
Willi Rosenthal und Meta Rosenthal, Ruth Rosenthal, Ingeborg Rosenthal
Hochstr. 99 /Ecke Schützenstraße Textilgeschäft Spanier
Louis Spanier, Bertha Rosenthal, Eduard Spanier
Am 13.6. 2022 war es soweit, 16 Stolpersteine wurden von Gunter Demnig persönlich an den oben genannten Stellen handwerklich sauber und kompetent verlegt. Der stellvertretende Bürgermeister Klaus Beie führte durch die zweistündige Veranstaltung. Eingeladen waren die Nachfahren der 4 jüdischen Familien, von denen 10 kommen konnten: 6 Personen aus den Niederlanden und ein junges Ehepaar mit 2 kleinen Kindern aus der Schweiz. Die Waltroper Bevölkerung war zahlreich vertreten, auch interessierte Gäste aus Bochum und Berlin. Schüler/Schülerinnen aus den weiterführenden Schulen stellten zu den jüdischen Familien Einzelheiten vor und wie sie bis 1933 ganz normal in die Waltroper Stadtgesellschaft integriert waren. Am Schluss jeder Verlegung standen ein kurzes Musikstück des Klarinettisten Mark Rovner und eine Gedenkminute.
Nach der Verlegung der 16 Stolpersteine wurden die Gäste aus dem Ausland, die sich für die Einladung und den herzlichen Empfang besonders bedankten, im Haus der Bildung und Kultur vom VHS-Leiter Clemens Schmale bei einem Kaffee verabschiedet. Auch Gunter Demnig wurde allerseits Dank ausgesprochen. Sein Arbeitstag aber war noch nicht zu Ende, denn in Lünen wartete die nächste Verlegung von Stolpersteinen auf ihn.