SW-Ansicht

80 Jahre Bücherei in Waltrop: Robinson darf nicht sterben - Als Frl. Wimmelmann noch Regie führte

Eugen Holtkamp

 

 

 Mein erstes Buch, Weihnachten 1948

Am 12. November 2022 stand in der Waltroper Zeitung unter der regelmäßigen Rubrik „Schlagzeilen in Waltrop vor 10 Jahren ein Bericht „Dank für den Bücherei-Protest“ mit Foto. Mitglieder des Seniorenbeirats (ich war dabei) überreichten der Bürgermeisterin insgesamt über 700 Unterschriften aus der Bevölkerung, die gegen die geplante Schließung der Stadtbücherei protestierten und die sich für eine Übergangslösung aussprachen. Der geplante Neubau sollte in 4 Jahren erfolgen,

Heute sind aber 10 Jahre vergangen und die stark verkleinerte „Waltroper Bücherei“ in der Übergangslösung in der Mediathek der Gesamtschule wartet weiterhin auf den versprochenen Neubau.  Aber da bahnt sich jetzt endlich eine Lösung an. Am Haus der Bildung und Kultur, Ziegeleistr.14, haben schon Umbauarbeiten in der alten Pausenhalle begonnen.  Hierhin soll die Bücherei 2023 umziehen. Auch ein Anbau ist geplant, um die Bücherei zu  einer modernen Bibliothek/Mediathek auszubauen.

Jürgen Koch und ich sind die ältesten Mitglieder des Seniorenbeirats und haben die Anfänge der Stadtbücherei in den Fünfzigerjahren in der Dortmunder Str.13 und die Ausleihe der Bücher an einem Schalter im Eingang noch miterlebt.

Wir haben darüber schon in unserer Seniorenzeitung berichtet. Bevor ich näher darauf eingehe, will ich auf das 80-jährige Jubiläum der Bücherei zu sprechen kommen, an das uns Karin Kliche, eine ehemalige Mitarbeiterin der Stadtbücherei, dankenswerterweise erinnert hat:

Am 26.10.1942, mitten im 2. Weltkrieg, wurde die Stadtbücherei im Haus Steinhorst Dortmunder Str.13 (Foto Heimatverein: links neben  Café Reers) gegründet. Die erste Leiterin war Martha Deimel.  

           

  

1951 und 1953 als Jürgen und ich nach Waltrop zogen, war „Fräulein“ Lydia Wimmelmann unser Zugang zur Welt des Lesens und der Kultur am Büchereischalter. Da habe ich die Bücher von Karl May und Astrid Lindgren „verschlungen“. Winnetou, Old Shatterhand, Robinson Crusoe und Pippi Langstrumpf waren die Helden meiner Kindheit. Ich wurde zu einer „Leseratte“ und einem Bücherfan und bleibe es mein Leben lang, Ich sehe heute noch vor meinen Augen die Straßenbahnschienen im Kopfsteinpflaster vor der Treppe zum engen Eingang und meine das Kreischen der Räder der Straßenbahnwagen in den Schienen der Kurve zu hören.

1958 zog die Stadtbücherei um in einen im Bungalowstil errichteten Neubau am Marktplatz (Dortmunder Str. 20) mit einer damals ganz modernen Freihandbücherei. Ursula Füßmann und später (1994) Reinhard Jäkel leiteten die Stadtbücherei. Als langjährige Mitarbeiterinnen sind Karin Kliche und Sabine Sachse hervorzuheben.. Auch Maria Grey und Karla Rabsch waren in den 80er-Jahren  in der Bücherei tätig.

1988 wurde das aparte Gebäude abgerissen und die Stadtbücherei übergangsweise in der Hirschkampschule  untergebracht. Es folgte kurz danach der Umzug in die 1.Etage des  neu errichteten 2-geschossigen Gebäudes (mit öffentlichen Toiletten und Supermarkt), wieder am Rande des Marktplatzes..

Nur durch den Einsatz des Seniorenbeirats und engagierter Bücherfreunde konnte das völlige „Aus“ verhindert werden, als die Stadtbücherei  zum 31.12.2012 geschlossen wurde.

Über den engagierten Einsatz zahlreicher Ehrenamtlicher in den letzten 10 Jahren in der „Übergangslösung“ an der Gesamtschule muss ein anderes Mal berichtet werden.

Im Augenblick sind wir noch in der Gesamtschule mit einem ehrenamtlichen Büchereiteam von ca. 20 Personen, dem ich seit 2012 angehöre, und einer Mitarbeiterin der Stadt.

2023 ist unsere Hoffnung!